Wenn wir uns der sündhaften Verlockung neuester Schokoladenkreation mit Freude hingeben oder unsere Seele in der Umgebung einer angesagten Wellnessoase baumeln lassen, dann resultiert daraus nicht etwa tiefste Zufriedenheit. Vielmehr ist die Haltung tiefer Besorgnis geboten. Denn keine anderen Begriffe werden derart inflationär verwendet, wie Sünde und Seele.
„Aus dem Transzendenzbezug“,
so stellt Rolf Bauerdick treffend fest, „wird ein hedonistisch einzulösender
Diesseitsbezug“. Theologisches Fachvokabular wurde längst jeglicher religiösen
Bedeutungsdimension beraubt. Und auch Formulierungen wie Gott, Himmel, Hölle,
Auferstehung uvm. stellen lediglich leere Hüllen von Begriffen dar, deren Sinn
längst abhandengekommen ist.
Von Seiten der Kirche wurde
diesem Vorgang der Aushöhlung „nichts oder nur wenig entgegengesetzt“. Zurück
bleiben Zeichen, Symbole und Worte musealen Charakters, ausselektierte
Ausstellungsstücke fernab einer jeden Alltagsrelevanz.
Diese Beobachtung dient als
Spiegel dessen, was mit dem Glauben zurzeit geschieht. Was bleibt ist
bestenfalls eine Hülle, deren Kern, der eigentliche Transzendenzbezug, für eine
Vielzahl an Gläubigen nur noch schwer zugänglich erscheint. Welche Hoffnung verbinde ich mit der Auferstehung? Was bedeutet Gott für mich und mein Leben? Im schlimmsten Fall werden Fragen wie diese gar nicht mehr gestellt.
Unter Rückbezug auf
theologische Größen wie Karl Rahner oder dogmatische Fachtermini, man denke an
den eschatologischen Vorbehalt, liefert Bauerdick eine schonungslose Analyse des
aktuellen Stellenwertes unseres Glaubens innerhalb der modernen Gesellschaft.
Gerade für alldiejenigen, die
wie der Autor selbst, ein Theologiestudium abgeschlossen haben, bietet die
Lektüre zahlreiche Querverweise, Anknüpfungspunkte sowie Momente der kritischen
Reflexion. Durch eine wortgewandte, stilistisch überaus ansprechende
Ausdrucksweise mit vielen Alltagsbeispielen sowie wissenschaftlich fundierten
Thesen versehen, eigenen Erfahrungen und Vergleichen bleiben die Ausführungen
des Verfassers bis zur letzten Seite hochinteressant. Sie können als Versuch
der Sensibilisierung für das Wesentliche des christlichen Glaubens gelten und gleichsam
als ein Plädoyer, mutig die Schritte zur Wiederbelebung des Glaubens zu wagen.
Letztgültigen Sinn kann es
für den Menschen nur geben, wenn er nicht darauf angewiesen ist, in einer
narzisstisch-hedonistisch gefärbten Gesellschaft zu leben. Überaus zu
empfehlen!
5 Sterne!
Weitere Infos bei DVA.