Ausbruch aus dem Roboterdasein
„Mama A: 34 Jahre alt: 163 Zentimeter – schrumpfend, Gewicht: 59
Kilo – steigend, hat zwei Kinder (zwei und fünf Jahre alt), fühlt
sich wie ein Zombie, nur noch dazu verurteilt, die Bedürfnisse ihrer
Kinder zu erfüllen.“
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Eins steht fest: Ist das Kind erst mal da, verändert sich nicht nur
der Alltag, sondern mit ihm auch das jeweilige Selbstkonzept. Denn
der Nachwuchs bedeutet einen deutlichen Einschnitt, eine radikale
Veränderung bisheriger Gewohnheiten. Während vorher noch eine
problemlose Zuordnung zu bestimmten Mustern möglich war, etwa die
erfolgreiche Karrierefrau, das flippe Partygirl oder die
verantwortungsvolle Kollegin, ist man plötzlich nur noch eins:
Mutter!
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Und diese schillernde Selbstzuschreibung führt im schlimmsten Fall
zum totalen Identitätsverlust. Schwankend zwischen den vielfältigen
Anforderungen innerhalb der modernen Familie (die fürsorgliche
Mutter, die fleißige Hausfrau und die betörende Geliebte) kommt es
nicht selten zu der ein oder anderen Sinnkrise.
Eine Erfahrung, die die drei AnonyMums teilen. „Wo bin ich selbst
geblieben?“, lautet die Frage, die sich zwischen Spielzeug, Herd
und Job immer deutlicher aufdrängt. Sie alle könnten sich glücklich
schätzen, jede von ihnen lebt ein intaktes Familienleben in
geordneten Bahnen. Doch irgendetwas fehlt. Weil jeder Tag nach den
gleichen Routinen verläuft, sehnen sie sich nach Abwechslung und
Energie, kurzum: neuer Würze im Leben!
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Aus dieser Situation heraus fasst eine der Mütter den mutigen
Entschluss, gleichgesinnte Leidensgenossinnen zu finden und ein altes
Ritual aus der längst vergangenen Zeiten wieder aufleben zu lassen:
Das berühmt berüchtigte Wahrheit oder Pflicht-Spiel. Was zunächst
wie ein schlechter Witz erscheint, entpuppt sich als die ideale
Lösung für all ihre Probleme. Denn nach kurzer Zeit stellt sich
tatsächlich eine Veränderung ein. Allen Müttern scheint es besser
zu gehen, sie erleben Außergewöhnliches, ermutigen sich gegenseitig
zu aberwitzigen Mutproben und haben wieder richtig Spaß am Leben.
Die Leser begleiten Mama A, Mama B und Mama C während der
dreimonatigen Wahrheit oder Pflicht Zeit. In authentischer
Schilderung aus der jeweiligen Perspektive fällt es leicht, sich in
die sympathischen Charaktere hineinzuversetzen und voll und ganz
mitzufühlen. Auszüge aus der gemeinsamen E-Mail-Kommunikation
liefern nicht selten Anlass zum herzhaften Lachen. Dabei bieten
sowohl die Wahrheits- als auch die Pflichtaufgaben allerlei Grund zum
Staunen. Am Ende steht ein offenes, ehrliches Feedback der drei
Mütter.
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Fazit: Eine Lektüre, die nicht nur Spaß macht, sondern den Blick
weitet für das, was wirklich wichtig ist im Leben. Um in der Rolle
als „Hausfrau und Mutter“ angesichts der Erfordernisse des
Alltags nicht zu versinken, braucht es manchmal nur eins: die
aufrichtige Freundschaft sympathischer Leidensgenossinnen als Fels in
der Brandung.
5 Sterne!
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